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Am 25.August 2020 erfuhren via Pressemitteilung des bayerischen
Verkehrsministeriums die beteiligten Landrätin, Bürgermeister,
Abgeordnete und sogar der Bahnbetreiber von der Stilllegung der Strecke
2021. Alle Beteiligten rügen, dass sie nicht persönlich informiert
worden seien und die Nachricht aus der Zeitung bzw. dem Radio erfuhren.
[Bericht der Süddeutschen Zeitung] Laut Kriterien muss auf der Strecke
eine Nachfrage von mehr als 1000 Fahrgästen pro Werktag zu erwarten
sein. Von Gotteszell nach Viechtach sei
die Zahl jedes Jahr bei deutlich weniger als 500 Fahrgästen gelegen.
Die Diskusion um die Einstellung von Waldbahnstrecken betrifft auch
unseren Verein, denn es wurde auch schon überlegt die Stichstrecke von
Zwiesel nach Grafenau stillzulegen. Einige unserer Besucher reisen wegen
der sehenswerten Landschaft im Bayerischen Wald von Nürnberg, München
Augsburg, Ingolstatt oder Regensburg mit der Bahn an (Bayern-Ticket).
Diese Besucher sind auf eine fuktionnierende Bahnverbindung angewiesen.
Wir haben immer wieder Besucher, die mit der Bahn anreisen um unsere
Feldbahn zubesichtigen und sich dann aber über die schlechte
Busverbindung ab Spiegelau beschweren. Bei schönem Wetter ist es eine
Wanderung von 1,5 km Länge entlang der Ohe oder der Strasse. Bei Regen
macht es weniger Spass. Das Eisenbahnmuseum in Bayerisch Eisenstein ist
dann an diesem Tag nicht mehr zu schaffen.
Wir hatten an diesem Wochenende einen Besucher, der aus Bebra mit der
Bahn angereist war. Er hatte bei uns gefilmt und hatte Angst durch einen
ausfallenden Bus seinen Zug für die Rückfahrt nach Hause nicht zu
erreichen. Die Anschlüsse hätten dann nicht mehr funkioniert. Weil der
Bus in der Früh nach Riedlhütte nicht gekommen war, muste er vom Bhf
Spiegelau zu Fuß nach Riedlhütte laufen. Er fürchtette die Wiederholung.
Ein Mitglied hat ihn deshalb mit den Auto zum Bhf Spiegelau gefahren.
Einige Persönliche
Anmerkungen :
Dieses Fahrgastzahlen sind für einen Ländlichen Raum Unfug, da sie
selbst in städtischen Bereichen oft nicht erreicht werden. Wichtigstes
Kriterium für Zuspruch zur Bahn wäre ein mind. stündlicher zuverlässiger
S-Bahn artiger Taktfahrplan, der auch bis Mitternacht ein Heimkommen
ermöglicht. Bedarfsgerechter Busverkehr funktioner im Bayerischen Wald
schon seit Jahrzehnten nur bedingt, da er sich meist am lukrativen
Schülerverkehr orientiert. Also sehr oft am Tag in die falsche Richtung
fährt. Man kommt in der Früh nicht in den Ort und abends nicht raus. In
der Zeit ohne Schülerverkehr halten sich die Busfahrer sehr oft nicht an
den Fahrplan, fahren Haltestellen in Ortsmitte nicht an, weil da dort so
wie so keiner zusteigt und es eng ist. Sie brettern auf der
Umgehungstrasse weiter zum Endpunkt. Sie kommen dadurch an anderen
Haltestellen regelmässig früher an, was sie nicht weiter stört, da nun
ihre Pause länger ist. Zu bestimten Zeiten kommt man auch mal 10 Minuten
später, weil man nachher sowieso nicht halten mus und durchfahren kann.
Die Fahrgäste sind inzwischen per Anhalter unterwegs, den der
Arbeitgeber droht inzwischen ihnen mit Kündigung. Wir haben in Richtung
Deggendorf, Viechtach, oder Bischofsmais unsere Erfahrungen mit
Busverkehr gesammelt. Meine Frau hatte in Vichtach gearbeitet. Es dauert
mehr als 2 Jahre bis eine funktionierende Bahnverbindung angenommen
wird. Enttäschte Fahrgäste pflegen ihre Abneigung und Vorurteile über
Jahrzehnte. Dagegen hilft nur Zuverlässigkeit und Beständigkeit.
Die Doppelstadt
Deggendorf - Plattling (Oberzentrum) hat einen Einzugsbereich von über
110.000 Einwohnern. Es ist der Kern einer Großstadt. Der Einzugsbereich
ist fast der gesammte Landkreis Deggendorf, aber auch das ganze
Waldbahnnetz gehört zu diesem Bereich und damit auch Viechtach und der
gesammte Landkreis Regen. Welche Folgen des Fehlen der Verbindung zum
Hinterland hat, kann man sich an Straubing ansehen. Früher kam man von
Lam, Kötzting oder Miltach problemlos nach Straubing. Kochlehrlinge oder
Gastronomielehrlinge kamen von Lam mit der Bahn auf kürzestem Wege via
Blaibach in die Berufsschule nach Viechtach bzw. Deggendorf fahren.
Heute ist das eine interessante Weltreise von Lam über Cham, Schwandorf,
Regensburg, Plattling nach Deggendorf und als Kochlehrling weiter über
Gotteszehl nach Viechtach. In Zukunft ist es im Winter dann eine Reise
mit dem Bus mit Schneeketten über steile Pässe, bzw. mit eignem Auto,
weil es mit der Bahn nicht mehr geht. Mit dem Roller scheidet im Winter
aus. Ich habe meine Frau im Winter öfters mit Ketten auf den Rädern aus
Vichtach geholt. Jeder, der das erlebt hat, zieht hier weg, wenn er vor
Ort keine Arbeit findet und nicht an Eigentum gebunden ist. Eine
funktionierende Bahnverbindung würde das verhindern. Wenn ich im Winter
meine Tochter aus Plattling von der Arbeit holte, meinte sie es geht
wieder zurück nach Sibirien. Der Klimaunterschied ist auf wenigen km
gewaltig. In Plattling grün, in Deggendorf weiß gepudert, In Grafling
ein halber Meter Schnee. Ins Hinterland kommen : Eine Expedition die gut
vorbereitet gehört.. Selbst die Waldbahn musste öfters den Betrieb
länger einstellen.
Willkommen in
Bayerisch Kannada.
Übrigens für
Ortsunkundige : Die Berge hinter Deggendorf westlich und östlich vom
Graflinger Tal werden auch als
Hoher Bayerischer
Wald
bezeichnet. Nicht ohne Grund. Die Höhenunterschiede auf wenigen km
können über 700 m betragen. Deshalb ist hier die Bahn so wichtig. |