Transportable Eisenbahnen

Das Feldbahnsystem von Paul Decauville

Die Seiten rechts und links entstammen dem Brockhaus´ Konversation - Lexikon von 1898. Zu diesem Zeitpunkt war die Feldbahn - wie wir sie heute kennen - rund 22 Jahre im Handel erhältlich.

Der französische Gutsbesitzer Paul Decauville (1846-1922) - Sohn eines Zuckerrübenbauerns - gründete 1875 in Corbeil (Frankreich) einen Industriebetrieb und entwickelte für seine landwirtschaftlichen Güter ein transportables schmalspuriges 400 mm Bahnsystem, das er 1876 auf den Markt brachte, Mit diesem konnte er schnell die Ernte von den Felder und Äckern in die Scheunen seiner Güter bringen.  Befestigte und trockene Wege oder gar Straßen gab es zu dieser Zeit in ländlichen Gegenden nicht. Einen ähnlichen Gedanken hatte auch Sir Arthur Heywood, 3rd Baronet 1875 bei der Entwicklung der Liliputbahn (minimum gauge railway) mit 381 mm.

Grundlage des Systems von Decauville  waren leichte transportable Gleisrahmen mit 400 bis 600 mm Spurweite. Diese ließen sich von 2 Mann auslegen. Die Wagen wurden mit der Hand geschoben oder durch Pferde gezogen. Diese Bahnen werden in der zeitgenössisch Literatur als Landwirtschaftsbahnen oder Wirtschaftsbahnen bezeichnet und nicht als Feldbahnen, zu den sie selbstverständlich gehören. In kürzester Zeit war eine Fülle von Herstellern auf dem Markt. Sie haben maßgeblich zur Verbreitung des vorgefertigten standardisierten Gleissystems und der dazugehörigen Fahrzeuge geführt. Auch wenn es anfangs nur Herstellernormen gab, die Systeme glichen sich sehr stark und waren kombinierbar, konnten auf Lager gefertigt werden und von dort bei Bedarf sofort geliefert werden. Auch das Militär nutzte sehr schnell das Feldbahnsystem für seine Zwecke.

In der weiteren Geschichte dienten Feldbahnen auf Grund der überschaubaren Verhältnisse oft der Erprobung neuer Techniken. Die ersten Motorlokomotiven (Daimler & Hannomag) und die ersten Elektroloks (Siemens) aber auch Solartriebwagen wurden auf Feldbahnen erprobt.