
Ostpreußen - und vor allem Masuren - ist heute für
viele Bundesbürger ein unbekanntes Land. Ostpreußen galt zwar als die
Kornkammer des Deutschen Reiches, aber lag auch früher schon weit weg
(weit über 1000 km von München, über 700 km von Berlin). Nach der Flucht mussten sich die ehemaligen Bewohner
oft die Frage
gefallen lassen. "Spricht man dort noch Deutsch? Das wusste ich ja
gar nicht.". Ostpreußen hatte eine Fläche von 36.993,9 km² und galt früher als das Land der langen Zugläufe
und endlosen Nebenbahnen. Die Dampflok-Baureihe 24 der Reichsbahn
hatte hier ihr Heimat und ihr wurde vom Bahnpersonal der
bezeichnende Namen "Steppenpferd" verliehen. Nur wenige zweigleisige
Hauptstrecken (inzwischen meist elektrifiziert) gehen durch das
Land, der Rest sind endlose eingleisige Nebenbahnen. Hinzu kamen
teilweise sehr lange Schmalspurstrecken von denen nur wenige die Zeit
nach 1945 überlebt haben. Ostpreußen ist eines: groß, weit und an
einigen Stellen erschreckend still und unbewohnt. Über allem ein sehr
ausdrucksstarker Himmel. Fremde sind in den Dörfern eine Sensation
und fallen auf. Die Buschtrommeln berichten schneller, wie man
reist. Das gilt vor allem dann, wenn die Familie des Reisenden vor Ort auch noch
bekannt ist. Die Chausseen und Strassen waren und sind auch heute
noch beidseitig
von Bäumen eingerahmt. Es waren diese endlosen Alleen auf denen die
Fahrt in die Kreisstadt zur kleinen Weltreise werden konnte. Daran hat sich bis heute nicht viel
geändert.
Geschichte
Ostpreußen ist das Land der Prußen. Diese waren
ein baltisches Volk Germanen waren während der Völkerwanderung durch
südwestliche Teile des Landes gezogen und dann weiter gewandert. Die
Baltischen Stämme breiteten sich nach deren Abzug weiter westlich
aus. Dort gerieten sie in Konflikt mit den polnischen Herzögen.
Diese wollten diese Völker christianisieren und bei dieser
Gelegenheit auch das Land vereinnahmen. Die Prußen hatten schon um 1000
zu ihnen ausgesandte Missionare umgebracht und sich auch in den folgenden
Jahren immer wieder militärisch erfolgreich gewehrt. Der Papst hatte
zwar Missionsbischöfe für diese Gebiete ernannt. Die Prußen
aber wollten nicht missioniert werden und wehrten sich nicht nur,
sie fielen auch erfolgreich in das benachbarte polnische
Teilfürstentum Masowien ein. Konrad von Masowien rief den Deutschen
Ritterorden (entstanden um 1190 im Heiligen Land bei der Belagerung
der Stadt Akkon) zu Hilfe. Dieser war jedoch nicht bereit für eine
fremde Macht das Land zu erobern. Er wollte vielmehr einen eigenen
Ordensstaat aufbauen und das
Land für sich christianisieren. Dazu benötigte der Orden den Auftrag der
höchsten Autoritäten des Abendlandes, des Papstes und des Keisers,
den er auch 1226 erhielt. Konrad von Masowien trat das Kulmer Land
an den deutschen Orden ab, über das Land der Prußen konnte er jedoch
nicht verfügen, dieses konnte nur der Papst und der Keiser, da es
heidnisches und damit nach damaliger Auffassung herrenlos war. Ab
1231 begann der Orden in 50jährigem Kampf das Land zu unterwerfen.
Hierfür erhielt er Verstärkung. 1237 war in den Orden nach einer verlorenen Schlacht in Livland die
Reste des Schwertritterordens aufgegangen Ausgerottet hat der Orden
jedoch die Prußen nicht, auch wenn es von einigen behauptet wird.
Die Prußen wurden vor allem assimiliert, da das Land nur dünn
besiedelt war und nun vor allem deutsche Siedler ins Land geholt wurden.
Die Stellung des Ordensstaates zum Heiligen Römischen Reich ist
unter Historikern umstritten. Auf jeden Fall lag er außerhalb des
Reiches. Die ursprüngliche historische
Landschaft Preußen entsprach in etwa dem späteren Ostpreußen
Die Grenzen Ostpreußen waren seit 1422/1466 (also vor der Entdeckung
Amerikas) bis 1920 fast unverändert. 1920 wurden der Landkreis Soldau und das
Memelgebiet abgetreten und die Reste Westpreußens kamen hinzu. 1945
jedoch hörte Ostpreußen als eigenständige deutsche Provinz auf zu
existieren. Ostpreußen wurde zweigeteilt in einen russischen und
einen polnischen Teil. Der polnische Teil wurde Polen zugeschlagen.
Anfangs war die Grenze zwischen beiden Teilen strittig, wurde aber
dann auf den heutigen Stand festgelegt.
Masuren (Land)
Ostpreußen ist ein klar definiertes Gebiet, bei
Masuren wird es schon etwas schwieriger. Niemand kann genau sagen,
wo Masuren anfängt und wo es endet und welche Orte nicht mehr oder
noch nicht dazu gehören. Masuren ist auch nicht mit Masowien zu
verwechseln, das liegt wo anders. Masuren wird als das Land der Seen
und dunklen Wälder beschrieben. Es läst sich etwas grob mit folgenden
Eckpunkten eines Sechseck definieren Ełk (Lyck), Pisz (Johannisburg/mit
Johannisburger Heide), Mrągowo (Sensburg), Kętrzyn (Rastenburg),
Węgorzewo (Angerburg), Olecko (Treuburg) mit den
innerhalb liegenden Orten Giżycko (Lötzen) und Mikołajki (Nikolaiken)
an der masurischen Seenplatte. Auf der oberen Karte ist es etwas
dunkler dargestellt. Andere Quellen sind bei der Größe Masurens
großzügiger und rechnen nach Landkreisen: Angerburg, Goldap,
Treuburg, Lyck, Lötzen, Johannisburg, Sensburg und weil man schon
dabei ist auch die westlicheren Kreise Ortelsburg, Neidenburg und Soldau mit
dazu. Dafür fehlt dort Rastenburg. Wie dem auch sei, Masuren war und ist
das Land der großen Wälder und vielen Seen. Weder in Bayern noch im
Schwarzwald gibt es solch große zusammenhängenden Wälder. Die Seen
sind zwar nicht tausende, aber zumindest sind es hunderte
verschiedenster Größe und alle sind irgendwie über Gräben und Kanäle
vernetzt. Sümpfe und Moore gab es in allen Kreisen, vor allem in den
Kreisen Neidenburg, Ortelsburg, Johannisburg und Lyck Der Norden ist
etwas hügliger wie der Süden. Die höchsten Berge sind die Seesker
Berge zwischen
Treuburg und Goldap mit 309 m. Der Bereich südlich Ortelsburg, Johannisburg und Lyck wird auch als Heidelandmasuren
bezeichnet. Die Sümpfe, Moore, Wälder und Seen dienten jahrhunderte
lang als natürliche Grenze nach Rußland bzw. Polen und schützten den
Ordensstaat gegen Angriffe von dort. Die Gegend selbst war fast
unbesiedelt.
Bevölkerung (Pußen -Sudauer - Masuren - Polen)
Die Bevölkerungsdichte ist in Ostpreußen auch
heute - mit 66,5 Einwohnern je km² - sehr gering. Früher war sie in
einigen Gegenden - wie z.B. Masuren - noch viel geringer. Diese betrug in
Masuren Anfang des 13. Jahrhundert 4 - 5 Einwohner pro km²! Da
musste man seine Nachbarn noch suchen. Die Bevölkerung Masurens ist ein
historisches Völkergemisch in dem viele Völker ihre Spuren hinterlassen
haben. Die Begrenzung auf einige wenige Volksgruppen wird der
Wahrheit nicht gerecht (es wurde je nach Gegend außer Deutsch auch
Polnisch und Litauisch - und auch noch jede Menge Dialekte - gesprochen). Dieses führte für Polen nach
1945 mit den Masuren zu einigen Überraschungen. Polen vertraten die
Meinung, die Masuren seien - da protopolnisch sprechend - ein von Deutschen unterdrückte polnischer
Stamm und stuften sie als Autochthone - Indigenes Volk - ein. Sie mussten jedoch erleben, dass diese nicht nur evangelisch
waren, sondern sich auch als Deutsche fühlten und eigentlich nicht
befreit werden wollten. Die Masuren waren also schon immer ein
besonderes Völkchen. Masuren galten seit alters her als dickköpfig,
konservativ und jeder Veränderung abgeneigt. Schon der preußische
König hatte früher mit den Masuren seine Probleme und auch dem
Deutschen Orden war es zuvor nicht besser ergangen. Auf der Seite
des Mauersees, auf der meine Familie lebte, Haarszen, Pizarken,
Possessern war vor den Masuren der altpreußischen Stamm der Sudauer/Jatwinger
zuhause. Die aber waren Balten, nicht Polen. Die Sudauer galten als
fest- und prachtliebend. Von ihnen heißt es. "Die Sudauer aber sind
bis auf den heutigen Tag ein lustig Volk geblieben, das seine größte
Freude im Trinken hat." Wahrlich, da müssen einige übrig geblieben
sein, den Feste feiern und Schnapsbrennen war auch später eine
Spezialität der Leute aus dieser Gegend. Generell wurde bei den
Prußen (selbstverständlich späterer auch bei den Ostpreußen) bei
jeder Gelegenheiten Feste gefeiert und aufgetafelt, auch mit viel
Alkohol wurde angestoßen. Bärenfang war eine der alkoholischen
Spezialitäten. Blau machen am nächsten Tag gab es jedoch nicht, das
war gegen die Ehre. Sie waren in der Früh auf der Arbeit, auch wenn
sie kaum stehen konnten. Was gemacht werden musste, wurde gemacht.
Über das Stammesgebiet der Sudauer gibt es das größte Durcheinander,
die einzigen, die sie nicht für sich als Vorfahren reklamierten -
die Russen - rechnen sie - wegen ihrer Sprache - den Prußen zu. Das
Stammesgebiet war nach den Beschreibungen durch undurchdringliche
Urwälder und Sümpfe gekennzeichnet, dennoch betrieben sie - so wird
berichtet - erfolgreich Landwirtschaft. Die Sudauer leisteten dem
Deutschen Orden am längsten Widerstand, wurden besiegt und um
1300 ins Samland umgesiedelt. Die ersten Schriftlichen nachweise
über die Existenz der Prußen lieferten die Römer um 320 v. Chr, Im
Jahr 98
n. Chr, berichtete der Konsul Tacitus in seiner Germania von den
Aestii in dieser Gegend (womit die Baltischen Stämme der Prußen
Kuren, Litauer, Letten und Selen gemeint waren). Ab dieser Zeit
zogen auch die Goten und Vandalen bis um das Jahr 350 durch dieses Land
südwärts. In dieser Zeit werden auch die Galinder und Sudauer vom
Geografen Ptolemäus erwähnt. Um 1000 wurden bekannt, dass die Aestier
sich selbst als Brus bezeichneten. Wo nun die Masuren
herkamen und wo sie zuvor siedelten ist noch unklarer. Das weiß
eigentlich keiner so genau. Selbst, ob sie Slawen sind, ist unklar.
Einige Forscher ordnen sie dem Reitervolk der Massageten zu. Das
Problem ist, eigentlich wurden um deren Zeit (530 v.Chr.!) vor Ort
nur indogermanische Dialekte gesprochen, und keine Sprachen
asiatischer Steppenvölker. Von germanische, baltische
und slawische Sprachen oder gar Volksgruppen konnte man zu dieser
Zeit sowieso noch nicht sprechen. Aus griechischer und später römischer
Sicht waren das sowieso alles Barbaren. Auf jeden Fall siedelten um
die Reformationszeit auch die Masuren in Sudauen und somit also auch
in Masuren. Es sind wahrscheinlich nur minimale Verschiebungen der
Grenzen zwischen den Siedlungsgebieten, bzw. es lebten hier immer
mehre Völker mit unterschiedlichen Zugehörigkeiten. Eigentlich auch
kein Wunder bei der geringen Bevölkerungsdichte in jener Zeit. Da
viel selbst der Nachbar nicht auf und welchem stamm er er angehörte
war sicher nebensächlich. Da
keiner dieser Bewohner etwas schriftliches hinterlassen hatte, bleibt nur die
Spekulation und von dieser wurde dann in den letzten 150 Jahren -
meist politisch motiviert - heftig gebrauch gemacht. Aber nicht nur
das, der Deutsche Orden und später vor allem der preußische König
holte fremde Siedler ins Land. Diese kamen z.B. aus Salzburg aber
auch aus dem gesamten restlichen Deutschen Reich. Auch aus Holland,
aus Russland kamen Siedler, den in Preußen konnte jeder nach seiner
Fasson selig werden, solange er dem Staat nützte und seinen Beitrag
leistete, wurde er weitestgehend in Ruhe gelassen. Den Masuren war
es eigentlich wurscht, wer unter ihnen König war, solange man sie
nicht störte. In den Wäldern
versteckten sich Deserteure, fremde Soldaten, Sträflinge, Entflohene
und andere Gesuchte. Man versorgte sie alle einträchtig ohne zu
fragen, aber man verriet sie auch nicht. Wenn die Ordnungsmacht sie
dann fand, wusste man von nichts. Dieses Verhalten erklärt vieles.
Leben und leben lassen war die Devise.
Philipponen

In Masuren leben westlich von
Johannisburg in den Dörfern um Eckertsdorf Philipponen, das sind russisch
orthodoxe priesterlose Altgläubige. Ihnen war 1823 nach langer
Verfolgung in Russland, von preußischen König die Ansiedlung am
Drusensee gestattet worden.1830 gründeten sie das erste Dorf Onufrigowen, weitere folgten und auch Eckertsdorf ist ihre
Gründung. Es befindet sich noch heute eines ihrer Klöster in
dieser Gegend. Bei der Völkerbundsabstimmung 1920 hatten sie zu 100%
für Deutschland gestimmt.
Sprache (Masuren)
Die Sprache der Masuren war ein mit deutschen Lehnwörtern stark durchsetztes
Protopolnisch, das auch für einen Polen nicht so richtig
verständlich ist. Auch der im Kern von Masuren gesprochene deutsche
Dialekt (vor allem der Zwischen Lötzen und Angerburg gesprochene)
war im restlichen Ostpreußen nicht sehr beliebt. Es war ein Platt (Es
ist nicht mit dem Platt der Norddeutschen Küste zu verwechseln)
mit einer sehr breiten Aussprache und diese liegt mir noch heute in
den Ohren. Meine Großmutter, meine Mutter und sehr viele Verwandte
kamen aus dieser Gegend. Selbst wenn hochdeutsch gesprochen wurde,
kam bei einzelnen Wörtern die Klangfarbe des Dialektes durch. Masuren war immer mehrsprachig.
Hochdeutsch in der Schule, platt in der Familie und mit Freunden,
polnisch mit dem Personal und masurisch wenn die Kinder oder das
Personal nichts verstehen sollte. Im nördlichen Ostpreußen wurde als
zweite Sprache Litauisch statt Polnisch gesprochen.
Masurisch war
eine „Dorfsprache“, da die Amts- und Schriftsprache grundsätzlich Deutsch
war. Die heutigen Ortsnamen Masurens knüpfen bis auf wenige
Ausnahmen und in leicht polonisierter Form wieder an die alten
prußischen Namen an. Die Prußen jedoch waren vor den Deutschen und
Polen da und sind keine Polen und keine Masuren sondern baltischer
Herkunft. Sie waren nach langer Unterdrückung und langen
Kriegen seit 1700 in die Deutschen, Polen und Masuren aufgegangen
und hatten sich assimiliert. Auch ihre Sprache war seit dieser Zeit verschwunden. Vielleicht
war diese Umbenennung nach 1945 (den Rest Ostpreußen erhielten
die Russen) auch als eine kleine Kränkung der
nach dem Krieg vor Ort verbliebenen Masuren gedacht, weil die
Masuren nach dem Ende des Ersten Weltkrieges bei der Volksabstimmung
1920 im eigentlichen Masuren (ohne Ermland) mit 99,32 % für den
Verbleib bei Deutschland gestimmt hatten . Man wollte nicht zu Polen
gehören.1910 gaben etwa 29 % der Bewohner Masurisch, 13 % Polnisch
und 58 % Deutsch als Muttersprache an. 1925 gaben dann 82 %
der Bewohner Masurens Deutsch, 11 % Polnisch und nur noch 7 %
Masurisch als Muttersprache an. Wie schon erwähnt, inoffiziell, d.h. zu Hause, redete
die einheimische Bevölkerung mehrsprachig. Im Süden Ostpreußens sprach man eine
Mischsprache aus masovischen, polnischen, litauischen, prußischen
und plattdeutschen Wörtern, im Norden eine aus prußischen,
kurisch-lettischen, žemaitischen, litauischen und plattdeutschen
Wörtern. Einiges aus dieser Sprachmischung nannte sich auch
Niederpreußisch (eigentlich das typische Ostpreußisch). Auch das
Plautdietsch - eine niederpreußische Varieante des
Ostniederdeutschen, die sich im 16. und 17. Jahrhundert im (heute
polnischen) Weichseldelta herausgebildet hatte - der Rußlanddeutschen und Rußlandmenoniten reiht sich
hier ein und wird von einer halben Million Menschen auf dem Globus
immer noch gesprochen. Ansonsten sprach man offiziell Hochdeutsch. Der Nachbar
meiner Großmutter Bruno Saborowski: beschrieb es in einem Buch wie
folgt. "Die Schule in Haarschen (Haarszen) war zweisprachig:
hochdeutsch und Platt: Während in Posessern (Rosengarten) und
Pietzarken (Bergensee) Hochdeutsch, sowohl im Unterricht als auch in
den Pausen, gesprochen wurde. Dazu kann allgemein gesagt werden,
dass die Bewohner der einzelnen Dörfer in verschiedenen Dialekten
sprachen. Wurde in den Nachbardörfern hochdeutsch und platt
gesprochen, so sprachen die älteren Einwohner unseres Dorfes
teilweise noch masurisch. Zu Hause war folgende Reglung zu beachten:
Mutter und Vater allein = masurisch; die Geschwister = plattdeutsch;
alle mit mir = hochdeutsch". Eine gewisse Mehrsprachigkeit ist bei
den älteren Bewohnern bis heute geblieben und die jüngeren entdecken gerade
die deutschen Wurzeln des Landes. Inzwischen ist die masurische
Sprache weitestgehend ausgestorben. Wer heutzutage nach Masuren
kommt, kann sich aber immer noch erstaunlich gut mit Deutsch
verständigen, wenn er nicht gerade auf einen echten Polen (am
schlechtesten einen Polen der 1. Umsiedler-Generation) trifft. Die jüngeren
lernen wieder vermehrt Deutsch, wegen der besseren Arbeit und
Bezahlung in Deutschland die etwas älteren waren schon dort und
haben versucht Kohle zu machen. Ihr deutsch ist etwas dürftiger. Nur
die Umsiedler nach 1945 weigern sich standhaft ein Wort deutsch zu
sprechen. Für diese war die Gegend schon immer Polen. Wer kann es
ihnen verdenken. Nur echte Masuren sehen das anders, ihnen war schon
immer egal, wer das Land politisch beanspruchte und unter ihnen
regierte, Hauptsache man ließ sie in
Ruhe.
Gutshöfe
Die landwirtschaftlichen Güter in Masuren waren -
wie überall in Ostpreußen - relativ groß. Sie besaßen nicht nur sehr
viel Wälder, sondern auch sehr viel nasse und saure Wiesen. Deshalb
mussten über Jahrhunderte viele Ländereien drainiert werden. Außer
den reichlich vorhandenen Seen existierten eine Unmenge von Kanälen
und Entwässerungsgräben und vor allem sehr, sehr viele nicht
sichtbare Drainagen in den Wiesen. Diese bereiteten den Polen und im Norden den
Russen nach dem Kriege sehr viele Problem, da sie aus Gegenden
übergesiedelt worden waren, in denen es so etwas nicht gab. Da sie
oft die Komplexität der Drainsysteme nicht erkannten, verwandelten
sich viele Felder in nasse sumpfige Biotope, was der Tierwelt -
nicht jedoch der Landwirtschaft - zu gute kam und nun dem Land einen
neuen Charme gibt. Der Begriff Gut und Gutsherr ist mit einer
gewissen Vorsicht zu betrachten. Bei vielen Gutsherren wäre der Begriff
Großbauer richtiger. Ab ca. 100 Morgen sprach man von einem Gut.
Andrerseits waren die Größen der Ländereien oft gigantisch. 800
Morgen und etwas mehr waren da durchaus noch klein. In den
Nachbarorten hatten einige Güter 2400 und 2490 Morgen,
letzteres sind 6,357 km³ und das waren noch keine Rittergüter, die
waren noch größer. Der Hof meiner Großeltern war mit 151 Morgen
0,385 km² dagegen klein, der des Urgrußvaters mit 320 Morgen
nur doppelt so groß, Andere in meiner Familie hatten sogar 600
oder 800 Morgen. Für die Gegend - in der ich jetzt wohne - ist das
gewaltig.
Instleute und Kossäten
Jeder Ostpreuße kann mit dem Begriff Instleute
etwas anfangen. Dieses sind fest angestellte Tagelöhner, die
neben dem Lohn noch ein Deputat erhielten. Sie lebten in Insthäusern
(Gesindehaus) meist auf dem Gut. Der Instmann hatte oft noch auf
eigene Kosten einen Scharwerker zu stellen, (Sohn oder Ehefrau mit
entsprechender Zusatzentlohnung, dauernd oder saisonbedingt). Das
Scharwerk musste an zwei bis drei Tagen in der Woche geleistet
werden, wurde aber oft auch täglich verlangt. Nur an Sonntagen und
großen Festtagen sollte niemand zum Scharwerk gerufen werden. Eine
Befreiung vom Scharwerk musste mit Geld oder Naturalien an den
Gutsherrn abgegolten werden. Das Scharwerk wurde 1802 in Ostpreußen
aufgehoben. Die Instleute lebten oft auch auf Insthöfen, außerhalb des
Gutshofes. Das war vor allem der Fall wenn die Ländereien
weiter auseinander lagen und nicht zusammenhängend waren. Außer den Instleuten gab es noch Kossäten. Diese betrieben eine
Nebenerwerbslandwirtschaft und waren meist am Dorfrand angesiedelt
oder von alten Höfen abgeteilt. Da ihr Landbesitz nicht für den
Lebensunterhalt ausreichte, verrichteten sie meist noch zusätzlich
handwerkliche Arbeiten. Sie arbeiteten im Tagesdienst auf Bauern-
und Herrenhöfen. Oft gehörte ihnen auch das Haus und Grundstück
nicht. „Ein Kossät musste als Gegenleistung für die Überlassung
eines Hauses und eines Grundstücks für eigene Bewirtschaftung an den
Grundherrn nicht nur Zinsen in bar und Naturalien (z. B. Hühner,
Getreide) sondern auch ‚Hand- und Spanndienste‘ leisten, d. h. bei
der Ernte helfen usw.“ Sie besaßen wenig Vieh und höchstens ein
Pferd. Sie standen jedoch in der ländlichen Hierarchie über den
Instleuten (Tagelöhnern), da sie in keinem festen Lohnverhältnis
standen. Sie waren aber keine Vollbauern. Im Regelfall besaßen sie
eine Kate (kleines Haus) mit einem kleinen Kohlgarten, welcher der
Nebenerwerbslandwirtschaft diente. Die meisten Kossäten (wo anders
auch Kätner) hatten einen anderen Haupterwerb. Sie waren z. B.
Lehrer, Handwerker oder sogar Kleinbauern, falls der Landbesitz
ausreichte. Ein weiterer typischer ostpreußischer Begriff ist der
Abbau. Hierbei handelt es sich um ein zum Dorf gehörendes
außerhalb liegendes Einzelgehöft.
Weltkriege
Im Ersten Weltkrieg ging durch Masuren die
deutsch-russische Front. Es gab erhebliche Zerstörungen in den
Dörfern und Gütern, die in dieser Frontlinie lagen. Possessern
(Großgarten) war das am meisten zerstörte Dorf Ostpreußens. Nach
Kriegsende musste dort noch lange Zeit Wiederaufbauarbeit geleistet
werden. Einige aus der Familie lebten dort. Während des Zweiten Weltkrieges befand sich in
dem Dreieck Kętrzyn (Rastenburg), Węgorzewo (Angerburg),
Giżycko (Lötzen) die militärische und politische Führung
Deutschlands in ihren Bunkern in der Wolfschanze
(Hitlers Führerhauptquartier), dem Mauerwald
(Oberkommando der Wehrmacht, OKW) und
dem Hochwald (Himmlers Feldhauptquartiers der SS). Zum zweiten mal wurde in dieser Gegend auf unerfreuliche
Weise Weltgeschichte geschrieben. Die weitere Entwicklung nach 1945
wird in Wikipedia wie folgt beschrieben : Nach dem Ende des
Zweiten Weltkriegs wurde Ostpreußen 1945 unter polnische und
russische Verwaltung gestellt (der nördliche Teil fiel an Russland,
der südliche an Polen). Am 14. Februar 1946 führte die Volksrepublik
Polen in ihrem Teil eine Volkszählung durch. 114.000 Bewohner wurden
als sog. Autochthone erfasst und erhielten – mit der Auflage des
Nichtgebrauchs der Deutschen Sprache und der Ablegung
deutschsprachiger Vor- bzw. Familiennamen – ein Bleiberecht. Die
übrigen Bewohner Masurens wurden als Deutsche eingestuft und bis auf
wenige Ausnahmen aus Masuren vertrieben. Die Ortsnamen wurden
ebenfalls in polnische Namen umgewandelt, wobei weitgehend wieder
auf die alten prußischen zurückgegriffen wurde. Die ehemaligen
deutschen Namen sind in der Liste der Namen ehemals ostpreußischer
Orte in Polen aufgeführt. In den Folgejahrzehnten, insbesondere in
den 70er und 80er Jahren, übersiedelten viele der masurischen
Autochthonen als Spätaussiedler in die Bundesrepublik. Heute bildet
Masuren zusammen mit dem Ermland die Woiwodschaft Ermland-Masuren
(polnisch Warmińsko-Mazurskie). Alte
Landkarten Fast alle Landkarten Masurens sind
mit Vorsicht zu genießen. Landkarten und Messtischblätter ab 1930 -
einiges schon vor diesem Jahr - zeigen nur die halbe Wahrheit. Sehr
vieles unterlag der Geheimhaltung. Nirgendwo sind in den Karten die
Bunker der Wolfsschanze, des Mauer- und Hochwaldes zu entdecken. Der
Masurenkanal ist als solcher nicht dargestellt. Die Flugplätze in
Rastenburg (bei Wilhelmsdorf), Lötzen (bei Antonsdorf) und der
Fliegerhorst Lyck/Rothof sind nicht vorhanden, von den Fieslerstorch
- Landeplätzen an der Wolfsschanze, am Hochwald usw. ganz zu
schweigen, die Festung Boyen in Lötzen z.B. wird als Park
dargestellt. Die Karten verschweigen also alles Militärische.
Zumindest die alten preußischen Kasernen sind enthalten, aber nicht
mit aktueller Bebauung und ohne Beschriftung. Auch die neueren
polnischen Karten verschweigen ähnliches.
Deutschen Orden

In Wikipedia läst sich eine Menge nachlesen, deshalb will ich
hier nicht weiter auf ihn eingehen. Was vom
Deutschen Orden und den Preußen außer seinen Burgen und anderen Gebäuden noch geblieben ist, ist wenig.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft läuft in den preußischen
Farben schwarz-weiß auf den Platz und was viele nicht
wissen, das Hoheitszeichen der deutschen Armeen des letzten
Jahrhunderts stammt vom Deutschen Ritterorden ab. Das Tatzenkreuz des Ordens wird auch
heute noch für diesen Zweck genutzt. Einige dieser Armeen haben auch
wahre Kreuzzüge geführt, was zum endgültigen Verlust großer Teile
Deutschlands - darunter Ostpreußens - geführt hat.
Auch das Aussehen vieler deutschen Orden wie z.B. das eiserne Kreuz
gehen auf das Erkennungssymbol des Deutschen Ordens zurück. Der
Orden selbst existiert noch in Österreich als religiöser Orden, hat
aber mit Preußen schon lange nichts mehr zu tun..

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