Feld- und Waldbahn Riedlhütte e.V.

Bayerischer Wald


 

 Graflinger Tal 

© Landesamt für Vermessung und Geoinformation Bayern ; 0167/ 2006

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Der Kohlbachdamm

Am Bhf. Deggendorf beginnt im Graflinger Tal der Aufstieg in den Bayerischen Wald. Der Höhenunterschied im Tal ist gewaltig. Die Berge rechts und links sind teilweise über 1040 ü. NN hoch während Deggendorf auf  314 m ü. NN liegt, hat der Pass in 13 km Entfernung bei Mühlen eine Höhe von 594 m. Der Kohlbach liegt in 6,5 km bei Grafling  nur auf 345 m , die Graflinger Kirche in 7 km jedoch auf 433 m und der Graflinger Bahnhof auf 488 m. 

Diese Höhenunterschiede stellten den Bahnbau vor große Probleme. Ein direkter Aufstieg hätte eine Steigung von 1:50 erfordert. Man entschied sich für die entwickelte Linie mit einer Steigung von 1:80. Diese künstliche Längenentwicklung hatte kurz zu vor Robert Gerwig beim Bader Schwarzwaldbahn entwickelt. Er nutzte für den Aufstieg Schleifen und Schlingen in der Linieführung zu Streckenverlängerung. So geschah es auch hier, mit einer Doppelschleife gewann man die nötige Länge und Höhe. Die Strecke wurde zwar ca. 9 km länger, der Betrieb war aber einfacher abzuwickeln. 

Vor Eidsberg wird das Tal mit einem 44 m hohen 390 m langen und 178 m breitem Erddamm in Richtung andere Talseite gequert. Die 524 000 m3 Material wurden größtenteils aus den anschließenden Einschnitten gewonnen. Die Transporte waren seinerzeit das größte  Problem, zuvor hatte man gerade ein System für den Massenausgleich entwickelt um die Transporte klein zu halten. Rund 450 Arbeiter waren am Dammbau beschäftigt, darunter sehr viele Italiener. Die letzten Nachkommen eines dieser Italiener, des Bäckers Wellano (Liesel Karstadt war eine geborene Wellano, und ist mit ihm verwandt) leben noch heute in Grafling und Deggendorf. Auch die Bäckerei existiert noch, nun unter dem Namen Tremmel, die Eltern des heutigen Bäckers hatten sie ersteigert. 

Mit dem Damm wurde auch ein Tunnel für den Kohlbach in den Felsen gesprengt. Hinter dem Damm führt die Bahn zurück Richtung  Deggendorf, um hinter dem Bhf. Ulrichsberg mit einer Kehrschleife den Kühlberg zu umrund und wesentlich höher zurück nach Grafling zu führen. Am Ende dieser Schleife liegt der 475 m lange Kühbergtunnel. Er enthält eine Kurve mit einem Radius von 350 m. Er wurde von beiden Seiten und von oben in Angriff genommen. Es waren überwiegend Italiener die ihn bauten. 

Grafling hatte zu dieser Zeit ein größeres Gastarbeiterproblem mit den 2000 fremden Arbeitern Italiener, Tschechen und Österreichern. Die Gendarmeriestation in Grafling hatte viel zu tun. Es gab wüste Schlägereien, Aufwiegelei und Familienstreitigkeiten, aber es wurden 1876 auch im Graflinger Geburtenbuch 151 Geburten eingetragen, meist mit dem Zusatz geb. in einer Hütte bei.

Die  Graflinger Doppelschleife zwischen Oberkandelbach und Hpt. Grafling ist inzwischen ein durch die Denkmalpflege geschütztes Baudenkmal. 

Noch eine Anmerkung zum Kohlbach. Im oberen Teil seinem Einzugsgebiet heißt er Kollbach, im mittleren Teil Kohlbach (von Kohle, Holzköhlerei ) und im unteren die Bogen (die Graflinger Bogen oder die Große Bogen). Auf alten Salbüchern und Gewässerkarten heißt er auch Perlbach. Das Einzugsgebiet des Baches beträgt 67,26 qkm. Die Leute, die an seinen Ufern wohnen, heißen in der Sprache hier "die Bachhäusler".